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Bilanz Hinrunde BundesligaEndlich Winterpause!

Der Fußball erzählt so manche schöne Geschichte – obwohl, stimmt gar nicht, denn der Fußball kann weder lesen noch schreiben.

So sehen Dreifachtorschützen aus, wenn das Spiel trotzdem verloren geht: Dženan Pejčinović von den Wölfen Foto: dpa

N ein, der Fußball schreibt definitiv nicht die schönsten Geschichten, was nicht nur daran liegt, dass er weder lesen noch schreiben kann, sondern natürlich auch daran, dass auf dem Platz kaum je etwas passiert, das allen gefällt. Außer vielleicht, wenn statt Kindern niedliche kleine Babykatzen mit den Spielern einlaufen würden. Andererseits würde das bei Hunde-Fans sicher nicht gut ankommen.

Ein bisschen ähnelt der Fußball einer künstlichen Intelligenz.

Und außerdem werden, in dem Punkt sollte man sich nichts vormachen, nur solche Geschichten beziehungsweise Spiele als schön akzeptiert, die mit einem glorreichen Sieg des eigenen Vereins enden. Insofern war die 3:4-Niederlage von Wolfs- gegen Freiburg am Samstag tatsächlich eine schöne Geschichte, jedenfalls für den SC, und gleichzeitig eine traurige für Dženan Pejčinović, der alle seine drei Bundesligatore für den VfL an diesem Nachmittag geschossen hatte.

Gleichwohl wird natürlich auch weiterhin behauptet werden, dass der Fußball viel mehr tue, als bloß herumzurollen, in oder neben Toren zu landen oder im Geräteraum zu liegen und hin und wieder aufgepumpt zu werden. Völker verbinden, Regionen stolz machen und so weiter, man kennt das zur Genüge. Ein bisschen ähnelt er also einer KI, denn die künstliche Intelligenz macht auch nur das, wozu sie vorgesehen ist. Gut, die künstlichen Intelligenzen sind darauf trainiert, ihre Benutzer und deren Vorlieben und Eigenarten zu spiegeln. Aber auch in sie wird – wie in den Fußball – viel hineininterpretiert, das einfach nur dem menschlichen Bedürfnis nach übergeordnetem Sinn und catchy Narrativen entspringt.

Womit wir zur Winterpause kommen, die einst eingeführt worden war, um wetterbedingte Spielabsagen zu reduzieren und deswegen rund zwei Monate dauerte. Diese Saison wird sie schon am 9. Januar enden, also mutmaßlich pünktlich zum Beginn ausgedehnter Schneefälle, aber das ist in Zeiten von Rasenheizungen ohnehin egal. Viel wichtiger ist die Winterpause als Hoffnungzeitraum, in dem aus unfähigen Stürmern plötzlich treffsichere Torschützen und aus hoffnungslosen Abwehren wundersamerweise wahre Bollwerke werden. Und Formkurven ebenso wie das mannschaftliche Taktikverständnis jäh nach oben zeigen.

Gut, meistens passiert das nicht. Oder alles wird noch viel schlimmer. Aber diesmal, diesmal ganz bestimmt nicht. Weil der Fußball nämlich die schönsten Geschichten schreibt, weiß man doch, und deswegen wird es ab Januar keine Abstiegsangst mehr geben und keine unerfüllten Titelträume mehr, und Champions League für alle. Man muss nur fest genug dran glauben.

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Elke Wittich
Journalistin
Schreibt nicht nur über Sport, sondern auch über Verschwörungsideologien, skandinavische Politik und Königshäuser. *** Die ersten Artikel für den taz-Sport gestalteten sich allerdings etwas schwierig: Mit den Worten "Wie, die schicken uns heute eine Frau?" wurde ich beispielsweise vor Jahren von einem völlig entsetzten Vorsitzenden eines Westberliner Fünftligavereins begrüßt. Da war er also, der große Tag, an dem über seinen Club in der taz berichtet werden würde, und dann das: Eine Frau! Ich antwortete ja, ich sei die Strafe und sofort war die Stimmung super. *** Und eines Tages werde ich über diesen Tag und andere, sagen wir: interessante Begegnungen mal ein Buch schreiben.
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